„Was ist das?“
Der weltbeste Ehemann hält mit spitzen Fingern einen kleinen, nassen Sisalbeutel in der Hand und schaut mich mit einem Blick an, der sagt: Bitte lass es nichts ekeliges sein.
„Ein Seifensäckchen“, antworte ich knapp und tippe weiter auf meinem Handy.
„Ein was?“
Sein Mienenspiel schwankt zwischen Erleichterung darüber, dass er offenbar nichts in der Hand hält, was beispielsweise mit Frauenhygiene zu tun hat und Verständnislosigkeit.
„Na, ein Seifensäckchen“, wiederhole ich.
„Ja“, sagt er, „das habe ich auch beim ersten Mal schon verstanden, aber was tut es und warum haben wir so was?“
„Das ist für unsere Duschseife*. Die kann man da rein geben und ganz normal weiter benutzen, wie sonst auch, aber durch den Beutel kann man sie dann aufhängen. So liegt sie nicht in der Dusche rum und weicht auch nicht so auf.“
(*Vor einiger Zeit „habe ich uns“ von Duschgel und Shampoo in Plastikflaschen auf feste Seifenstücke umgestiegen – das spart Abfall, Geld und ist einfach überhaupt viel praktischer.)
In einer sehr, sehr langsamen Bewegung und mit ausgestrecktem Arm hebt der weltbeste Mann das Seifensäckchen vor seine Augen. Er dreht es langsam hin und her, wedelt ein wenig damit und lässt schließlich den Arm wieder sinken.
„Müssen wir das benutzen?“
Nach einer kurzen Diskussion willigt er ein, dem Seifensäckchen wenigstens eine Chance zu geben und so zieht der kleine Sisalbeutel in unserer Dusche ein.
Die Wochen vergehen, das Seifensäckchen hängt immer noch an seinem Platz in der Dusche und ich wähne mich schon in Sicherheit diesen neuerlichen Ökofeldzug gewonnen zu haben.
„Katharina, wir müssen reden.“
„Oh je, das klingt ernst“, denke ich und fange sofort fieberhaft an zu überlegen, was ich angestellt haben könnte. Habe ich womöglich versehentlich etwas kaputt gemacht? Eine wichtige Datei gelöscht? Eine Rechnung vergessen zu bezahlen?
„Oh jetzt weiß ich“, schießt es mir durch den Kopf, da war doch dieses eine „Technik-Dingsbums“ das ich weg geräumt habe. Das war bestimmt was voll wichtiges und der Arme hat jetzt stundenlang danach gesucht.
„Dieses S-e-i-f-e-n-s-ä-c-k-c-h-e-n… das kommt weg!“
Mit offenem Mund starre ich ihn an. Es dauert einen Moment, bis die Botschaft in meinem Gehirn angekommen ist.
„Im Erst, ich hasse dieses Ding! Ich will die alte Seifenschale wieder haben!“
„Aber ich … das Seifensäckchen … ich meine, dass ist doch voll praktisch“, stammele ich.
Der weltbeste Mann schüttelt den Kopf und sein Gesichtsausdruck gibt mir unmissverständlich zu verstehen, dass er in diesem Punkt keine Kompromisse machen wird.
„Na gut“, geb ich klein bei, „ich stelle die Seifenschale zurück.“ (Insgeheim bin ich nämlich immer noch froh, dass ich nicht versehentlich irgendein sackteures Technik-Irgendwas kaputt gemacht habe.)
Und so ist in unserer Dusche wieder alles beim Alten. Die Seife liegt in ihrer Schale und das Sisalsäckchen fristet ein trauriges Dasein in der Schublade.