Teddys

Lass mal reden über… die richtigen Worte

Es ist früher Abend, 19:30 Uhr vielleicht. Ich sitze im Kinderzimmer, die weltbeste Tochter auf dem Arm und bin heillos überfordert. Das Kind fiebert. Und nicht einfach nur ein bisschen. Nein, das Fieber klettert immer höher und höher. Trotz Fiebersaft und kühlenden Tüchern über den Beinen. (Meine Versuche der Kleinen richtige Wadenwickel anzulegen sind am Zappeln des Kindes gescheitert).

Da ich nicht weiß, was ich tun soll – der weltbeste Mann war mit Freunden unterwegs, hetzt aber auf meine Nachricht hin bereits nach Hause – versuche ich den ärztlichen Bereitschaftsdienst anzurufen. Nach 10 Minuten in der Warteschleife gebe ich genervt auf.

Ich messe noch einmal Fieber: 40,6°C.

Keine Scheu vor der 112

Puh! So langsam geht mir der Arsch wirklich auf Grundeis. Ich fasse mir also ein Herz und rufe die 112 an.

„112 Notruf-Zentrale Düsseldorf, was kann ich für Sie tun“, meldet sich eine freundliche Männerstimme. „Ja, ähm, hallo. Es tut mir Leid, dass ich bei Ihnen anrufe, aber meine kleine Tochter hat sehr hohes Fieber und ich weiß nicht recht, was ich tun soll“, antworte ich und habe dabei irgendwie ein schlechtes Gewissen. Schließlich ruft man den Notruf ja nur bei echten Notfällen an.

Also, nicht, dass wir uns falsch verstehen. Für MICH ist das hier ein richtiger Notfall. Ich würde am liebsten selbst schreiend im Kreis laufen und dann zu Mama auf den Arm. Aber dummerweise bin ich hier gerade selbst die Mama und muss versuchen ruhig und besonnen zu bleiben.

Der Mann am Telefon beruhigt mich. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Jetzt erklären Sie mir mal ganz in Ruhe, was los ist.“ Ich schildere die Situation. „So hohes Fieber ist bei Kindern im Alter Ihrer Tochter nichts ungewöhnliches. Schauen Sie mal, wie sich das ganze in den nächsten 20 Minuten entwickelt. Wenn das Fieber weiter steigt, oder sie unsicher sind. Rufen Sie noch mal an.“

Kurz darauf hastet der weltbeste Mann durch die Tür. Gemeinsam schaffen wir es der weltbesten Tochter vernünftige Wadenwickel anzulegen. Aber sie wehrt sich auch gar nicht mehr, sondern liegt nur noch vollkommen erschöpft neben mir.

Gemeinsam überfordert, aber wenigstens nicht allein

Der weltbeste Mann ist genau so hilflos und ratlos wie ich, das sehe ich in seinem Blick. Trotzdem fühlt es sich so gut und wichtig an, dass er da ist. „Es tut mir Leid, dass ich dich von deinem Männerabend weg geholt habe“, sage ich. „Es gibt keinen Ort, an dem ich gerade richtiger wäre, als hier“, antwortet er und streichelt der weltbesten Tochter über die Wange.

Wir messen noch mal Fieber: 40,7°C.

Ich rufe wieder die 112 an. Wieder werde ich beruhigt. „Es ist bestimmt nichts schlimmes, aber ich schicke Ihnen mal zwei Kollegen raus. Die schauen sich das mal an.“

Wenige Minuten später stehen zwei Rettungssanitäter in unserer Wohnung. Sie schauen sich die weltbeste Tochter an, loben uns für die Wadenwickeln und erklären uns ausführlich, dass der kindliche Körper anders auf Fieber reagiere und es bei Kindern auch erst „richtig brenzlich wird“, wenn die Körpertemperatur auf 42°C steige.

„Sie haben alles richtig gemacht und Sie können auch jederzeit wieder anrufen, wenn sich die Situation verschlechtert.“

Die richtigen Worte: Balsam für die Seele

Sie. Haben. Alles. Richtig. Gemacht.“ Diese fünf Worte sind Balsam für meine vor Sorge überquellende Mutterseele. Und auch der weltbeste Mann ist erleichtert.

Im Laufe der Nacht geht das Fieber tatsächlich ein wenig zurück und am nächsten Morgen machen wir uns gleich auf den Weg zur Kinderärztin. Auch sie nimmt sich Zeit, erklärt uns noch einmal ausführlich die Funktion von Fieber und verspricht uns, dass die Kleine bald wieder fit sein wird.

Immer noch besorgt, wegen des kranken Kindes, aber erleichtert, weil die weltbeste Tochter zum Glück nichts schlimmeres hat, schiebe ich das jammernde Kind im Kinderwagen nach Hause. Unterwegs schicke ich noch einer Freundin, die von der nächtlichen Aktion mitbekommen hatte, eine Sprachnachricht und geben Entwarnung.

Kurze Zeit später kommt ihre Antwort: „Mensch, da habt ihr doch super reagiert! Ich hätte es an eurer Stelle nicht anders gemacht.“

Und da sind sie wieder: die richtigen Worte. Es gibt eben Momente – zum Beispiel, wenn man sich hilflos und unsicher fühlt, da braucht man keine gut gemeinten Ratschläge oder witzigen Sprüche, sondern einfach nur einen paar warme, aufrichtige Worte – eben so eine Art verbale Umarmung.

Eine beruhigende Erkenntnis

Am Abend des selben Tages sitzen der weltbeste Mann und ich auf dem Sofa. „Ich hatte echt Schiss, letzte Nacht“, gestehe ich. Er nickt. „Ich auch. Aber bei dem ganzen Scheiß war ich war so froh, dass wir zu zweit waren!“ Ich stimme ihm zu. Ja, alles in allem sind wir doch immer noch ein ziemlich gutes Team – eine beruhigende Erkenntnis.

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