Sonnenuntergang am Hardanger Fjord

Lass mal reden über … liebenswerte Norweger und Fjordromantik

Es gibt Menschen, die einem vom ersten Moment an sympathisch sind. Leif Ove Aksnes ist einer dieser Menschen. Er lebt mit seiner Familie auf einer kleinen Schaffarm in der Nähe von Norheimsund am Hardangerfjord. Da die Schafzucht allein keine allzu großen Gewinne abwirft, haben er und seine Frau ein paar, der für Norwegen typischen, Campinghütten gebaut, die sie ganzjährig an Touristen vermieten. 

Oddland Camping, so heißt das kleine Hüttendorf, sollte eigentlich für uns nur ein Zwischenstopp auf unserer Rückfahrt nach Bergen sein. Als wir ankommen, werden wir zunächst von einem wild mit dem Schwanz wedelnden Border Collie begrüßt. Kurz darauf erscheint Leif, mit einem breiten Grinsen auf seinem braungebrannten Gesicht, und heißt uns per Handschlag Willkommen. „Ihr seht sportlich aus,“ sagt er, „seid ihr zum Wandern hier?“

„Ja,“ bestätigen wir seine Frage, „wir sind auch zum Wandern hier, aber besonders sportlich sehen wir jetzt gerade bestimmt nicht aus,“ geben wir lachend zurück. Schließlich haben wir heute schon einen ziemlichen Marsch mit rund 600 Höhenmetern hinter uns und geben vermutlich eher ein abgekämpftes Bild ab. Aber die Norweger sind eben ein höfliches Volk.

Während er uns unsere Hütte zeigt, gibt er uns Tipps für Wanderungen in der Nähe. „Ihr solltet unbedingt zum Krokavatnet. Von da oben hat man eine tolle Aussicht und der See ist unglaublich schön.“ 

Vom ersten Moment an fühlen wir uns richtig wohl in unserer neuen Unterkunft hier direkt am Hardanger Fjord. 

Blick aus unserer Hütte bei Oddland Camping.
Blick aus unserer Hütte bei Oddland Camping.

Wanderung zum Krokavatnet

Am nächsten Tag fragen wir Leif, ob wir unseren Aufenthalt bei ihm noch für zwei weitere Tage verlängern können. Das sei gar kein Problem, sagt er. „Ich freu mich, wenn ihr noch bleibt.“ 

Für den heutigen Tag beschließen wir, der Empfehlung unseres Gastgebers folgend, zum Krokavatnet-See zu wandern. Der See liegt auf rund 600 Metern und der dazugehörige Berg ist der Hellefjellet. Der Aufstieg dauert in etwa zwei Stunden und führt uns – wieder einmal – durch eine der sagenhaft schönen Landschaften Norwegens, an der ich mich einfach nicht satt sehen kann. Außerdem sind die Wanderung und der See scheinbar noch ein echter Geheimtipp für diese Region, jedenfalls begegnen auf der gesamten Tour nur ein einziges Mal anderen Wanderern. (An dieser Stelle kann ich übrigens sehr die Webseite und die App des norwegischen Wandervereins empfehlen.)

Vom Gipfel des Hellefjellet bietet sich uns ein großartiger Ausblick über den Hardanger Fjord. Fast eine Stunde sitzen wir hier und schauen in die Ferne. Dann wandern wir weiter zum Krokavatnet. Hier verbringen wir eine weite Stunde. Wir liegen einfach auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen und genießen die Stille. Es klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber wirkliche Stille ist für uns als Stadtkinder ein echtes Privileg.

Schäfer für einen Tag

Am späten Nachmittag sind wir zurück an unserer Hütte. Leif ist gerade dabei eine der anderen Hütten wieder auf Vordermann zu bringen. 
„Hattet ihr einen schönen Tag, “ will er wissen. Oh ja, sagen wir und bedanken uns bei der Gelegenheit auch gleich für den Tipp mit der Wanderung. Während ich mich schon mal unter die Dusche verabschiede, kommen die Männer ins plaudern. 

 „Hömma“, sagt der weltbeste Mann später am Abend, „ich hab da mal ne Frage.“ Wir sitzen gerade beim Abendbrot und verspeisen unsere Dr. Oetker Aufbackpizza. „Der Leif hat gefragt, ob wir Bock haben morgen Abend mit ihm seine Schafe auf die Sommerweide zu bringen.“ 
Jedes Jahr im Mai bringen die Schäfer aus der Region ihre Schafe in die Berge, wo sie den Sommer über bleiben. Ich bin sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Wann hat man als Städter schon mal so eine Gelegenheit?

Am nächsten Abend gegen 18 Uhr geht es los. Mit von der Partie sind außer uns auch noch Leifs Vater und seine Schwester Linda mit ihrem Freund sowie ein Kumpel von Leif. Und natürlich der Collie, den wir schon von unserer Ankunft kennen. 

Da sind die Schafe noch alle brav in die richtige Richtung gelaufen.

Es geht los. Anfangs laufen die Schafe noch alle ganz brav in die richtige Richtung, aber als das Gelände unwegsamer wird, sprengt die Herde auf einmal auseinander. Ein Teil der Schafe läuft zurück Richtung Tal, ein anderer Teil verschwindet rechts von uns im Wald. Nur die alten, erfahrenen Schafe bleiben stoisch auf ihrem Weg Richtung Sommerweide. Der weltbeste Mann läuft, hektisch die 360°-Kamera schwenkend, von links nach rechts, um die Schafe wieder in die richtige Richtung zu lenken. Die Schafe zeigen sich von seinem Gebaren aber denkbar unbeeindruckt und rennen weiter in die falsche Richtung. 
Es hilft nix – hier muss der Profi ran. Leifs Vater ist nämlich tatsächlich ein echter Schäfer, so wie der Alm Öhi aus Heidi. Nur, dass dieser Schäfer gelbe Laufschuhe und Funktionskleidung trägt.
Während Leif und sein Vater versuchen, die versprengten Schafe wieder zusammenzutreiben, passen Linda, der weltbeste Mann und ich auf, dass die anderen Schafe nicht zu weit voraus laufen.

Es dauert rund eine Stunde, bis alle Tiere wieder beisammen sind und eine weitere halbe Stunde, bis wir das Gatter zur Sommerweide erreichen. 

Geschafft!

Geschafft: die Schafe, die endlich auf der Sommerweide angekommen sind, genau so wie wir, von der Tour querfeldein durch den Wald. Doch anders als die Schafe, die nun ihre Ruhe haben, müssen wir den ganzen Weg durch den Wald noch zurück. Aber die Stimmung ist nach wie vor ausgelassen und genau wie Leif selbst, sind auch die übrigen Mitglieder seiner Familie einfach Menschen zum Mögen.

Wieder zurück in unserer Hütte genehmigen wir uns noch ein kühles Bier, eine Dusche und fallen dann, wie die müden Krieger ins Bett. „Heute Nacht wird mir das Schäfchen zählen leicht fallen,“ witzle ich noch und bin kurz darauf auch schon eingeschlafen.

Ein Imagefilm für Leif

Um uns für diese coole Erfahrung und die Gastfreundschaft erkenntlich zu zeigen, bietet der weltbeste Mann Leif am nächsten Tag an, einen Werbefilm für Oddland Camping zu drehen. Leif freut sich auf die norwegische Art. „Ja, ist ok,“ meint er, zeigt dann aber meiner besseren Hälfte ausgiebig die Hütten und den Hof. 
Am Tag unserer Abreise, kommt Leif extra noch einmal bei uns vorbei, um sich zu verabschieden. „Es war echt schön, dass ihr hier wart! Ich hoffe ihr kommt mal wieder.“ „Auf jeden Fall,“ versprechen wir und meinen es auch so. 
Und hier nun noch das Imagevideo für Oddland Camping.

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