Blick auf die Nordseeküste

Lass mal reden über… Nordseeliebe

Der weltbeste Ehemann steht kopfschüttelnd vor dem randvoll beladenen Auto. „Ganz ehrlich, man könnte meinen wir wandern für ein halbes Jahr aus”, sagt er halb lachend, halb verzweifelt, „dabei fahren wir nur ne Woche nach Norddeich. War das letztes Jahr auch schon so viel?!“

„Jap“, bestätige ich. Der weltbeste Ehemann zuckt resigniert mit den Schultern und schlägt mit einem leisen Wums den Kofferraumdeckel. Nur wenige Augenblicke später sitzen wir im Auto und fahren Richtung Nordsee.

Schon als kleines Kind bin ich mit meinen Eltern beinahe jedes Jahr an die Nordsee gefahren – mal waren wir auf Sylt, mal auf Texel, mal im belgischen Middelkerke. Aber egal welche Destination wir angesteuert haben, für mich waren immer nur zwei Dinge wichtig: Nordsee und ein Ponyhof in der Nähe.

Schafe und jede Menge Gegend

Meine Liebe für die Nordsee hat sich bis heute erhalten und auch der weltbeste Ehemann besteht inzwischen darauf, wenigstens eine Woche im Jahr in Norddeich zu verbringen.

Norddeich ist ein Stadtteil der ostfriesischen Kleinstadt Norden, liegt unmittelbar an der Küste und ist vor allem eins: herrlich reizarm.
Es gibt ein paar Restaurants, ein paar Souvenirläden, einen Supermarkt und ein großes Schwimmbad mit tollem Saunabereich (was wegen Corona leider in diesem Jahr geschlossen hatte). Ansonsten besticht Norddeich durch jede Menge Gegend – und Schafe.

Schafe auf dem Deich

Und ich muss zugeben, dass unser Urlaub durchaus inzwischen „rentner’eske“ Züge angenommen hat. Wir besuchen jedes Jahr die gleichen Restaurants, machen jedes Jahr eine Radtour nach Bensersiel und – im Falle des weltbesten Mannes – ausgedehnte Skateboardtouren am Deich entlang.

So auch dieses Jahr: Kaum angekommen, schnappt sich der weltbeste Mann sein Skatebord und verschwindet Richtung Deich, derweil ich eine Runde durch den Ort drehe.

Wie erwartet hat sich wenig verändert, wenn ich von den Infektionsschutzhinweisen an den Geschäften und Restaurants absehe.

Schietwetter im Anmarsch

Es gibt allerdings eine Sache, auf die kann man sich an der Nordsee nie verlassen: das Wetter.
Klar eine Gut-Wetter-Garantie gibt es nirgends, aber zumindest stehen die Chancen auf warme Temperaturen und Sonne im Juni an der Adria höher als an der Nordsee. Und so müssen wir, nachdem wir die ersten paar Tage mit Sonne verwöhnt wurden, ab der zweiten Wochenhälfte mit Regen vorlieb nehmen.

Der weltbeste Ehemann ist unleidlich: „Ich kann gar nicht mit dem Longboard cruisen, wenn es die ganze Zeit pisst wie Sau!“

Ich: „Dann lass uns doch einfach ne Runde laufen. Wir nehmen Regensachen und Schirme mit und so schlimm wird der Regen schon nicht werden.“

Etwa eineinhalb Stunden und acht Kilometer später, sind wir pitschnass und stehen mitten zwischen zwei Feldern in der ostfriesischen Pampa. Mir steht das Wasser inzwischen sogar in den Schuhen und der Regen kommt nicht etwa von oben, sondern von vorne.

Menschen beim Spaziergang im Regen

„Wie lang war der Weg noch gleich, den wir gehen?“, will der weltbeste Mann wissen.
Ich, kleinlaut: „So um die 14,8 Kilometer.“
Der weltbeste Mann, leicht ironisch: „Toll, dann sind es ja nur noch knapp sieben.“
Ich: „Ja, ich gebe zu, dass war nicht gerade eine meiner besten Ideen.“
Der weltbeste Mann: „Nee, wirklich nicht.“

Nach rund dreieinhalb Stunden und über 15 Kilometern sind wir wieder in unserer Ferienwohnung, gönnen uns eine heiße Dusche und anschließend ein kaltes Bier und finden schon in diesem Moment, die Regenwanderung gar nicht mehr soooo schlimm, obwohl die letzten drei Kilometer eine echte Qual waren. Hach, Verdrängung ist schon eine tolle Sache 😉

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