„Scheiße, ist das dunkel!“ Ich klammere mich noch ein wenig fester an den Arm des weltbesten Ehemannes. Er lacht. „Hast du auch das Gefühl, dass diese Szene hier ein perfekter Anfang für einen Horrorfilm wäre?“
Es ist kurz vor Mitternacht. Der weltbeste Ehemann und ich stapfen in nahezu völliger Finsternis einen schmalen Feldweg entlang. Unsere einzige Lichtquelle ist die Taschenlampe des Handys, doch der Schein reicht gerade einmal aus, um uns auf dem unebenen Weg vor gröberen Stürzen zu bewahren.
Dass wir noch auf dem richtigen Weg sind, zeigen uns rote Laternen, die etwa alle 200 Meter am Wegrand aufgestellt sind. Nach einem achtminütigen Fußmarsch haben wir unser Ziel erreicht – die Sternwarte der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“.
„Krass, sind das viele Sterne!“
Wir haben heute Nacht ein Date zur Sternenwanderung: Unter der Anleitung von Harald Bardenhagen, dem Leiter der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“, wollen wir heute gemeinsam mit ca. 20 anderen Astronomie-Begeisterten* den Sternenhimmel über der Eifel etwas genauer betrachten.
(*Mich als Astronomie-Fan zu bezeichnen, wäre wohl etwas vermessen. Ich schaue zwar gerne in den Nachthimmel, brenne aber nicht mit der gleichen Leidenschaft für Sternenkunde und Weltraumforschung wie der weltbeste Ehemann.)
„Krass, sind das viele Sterne!“, staune ich. Der weltbeste Ehemann hat ebenfalls den Kopf in den Nacken gelegt und brummelt etwas, dass ich als Zustimmung interpretiere.
Schon ohne Teleskop ist der Blick in den Sternenhimmel beeindruckend. Dank der geringen Lichtverschmutzung können wir sogar die Milchstraße mit bloßem Auge erkennen, die sich wie ein dünnes Seidentuch über den nächtlichen Himmel zieht.
Die niedrige Lichtverschmutzung in dieser Region kommt übrigens nicht von ungefähr. Schon seit über zehn Jahren setzt sich eine regionale Initiative für den Schutz des Nachthimmels und den Erhalt der natürlichen Nachtlandschaft ein. Dafür erhielt der Nationalpark Eifel 2019 die offizielle Anerkennung als „International Dark Sky Park“.
Auf die Himmelsleiter
Die ersten paar Minuten unserer Sternenwanderung zeigt uns Harald Bardenhagen mit einem extrem starken Laser die einzelnen Sternbilder und erklärt uns, wie wir uns mit ihrer Hilfe am Himmel orientieren können.
„Alter, ich glaub mit dem Laserstrahl kannst du Flugzeuge in der Mitte durchschneiden!“, zeigt sich der weltbeste Mann beeindruckt.
Dann wird es ernst: Einer nach dem anderen erklimmen wir die „Himmelsleiter“, um durch das Teleskop zunächst Saturn und anschließend Mars zu bewundern. Besagte Himmelsleiter ist übrigens eine handelsübliche Leiter und es ist gar nicht mal so einfach im Dunkeln unfallfrei rauf und runter zu steigen. Anschließend schauen wir uns mit einem Großfeldstecher noch weitere Sterne an, alles kommentiert von Harald Bardenhagen, dem man die Leidenschaft für seinen Beruf mit jedem Wort anhört.
Astronomie-Fans unter sich
Gegen 2:15 Uhr beginnen die ersten aus der Gruppe sich zu verabschieden und auch ich hätte nichts gegen ein warmes Bett einzuwenden. Doch der weltbeste Ehemann und Harald Bardenhagen haben sich in Fachsimpeleien über die Wahrscheinlichkeit anderen Lebens im All verloren.
Na gut, denke ich, dann mache ich mir einfach ein paar warme Gedanken und schaue, ob ich noch ein paar weitere Sternschnuppen entdecken kann.
Es ist etwa zwanzig vor drei, als der weltbeste Ehemann seine Hand um meine Schulter legt. „Wollen wir auch langsam zurück?“, fragt er. „Dir ist doch bestimmt schon total kalt, oder?“
Ich muss lachen. „Du kennst mich schon ne Weile, was?!“
Jetzt, da sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist der Rückweg zum Auto bei weitem nicht mehr so herausfordernd wie der Hinweg.
Gegen drei Uhr liegen wir schließlich im Bett der kleinen Pension, in der wir uns für die Nacht einquartiert haben.
„Wenn ich groß bin, will ich auch ein Teleskop haben“, höre ich den weltbesten Mann noch sagen, bevor mir endgültig die Augen zufallen und ich in einen komatösen Schlaf sinke.